Vitamin D-Substitution bei gesunden Erwachsenen unnötig

2022-11-07 16:29:10 By : Mr. langbo Lee

Auckland – Die Einnahme von Vitamin D durch gesunde Erwachsene ist sinnlos, da sie die Knochendichte nicht steigert. Zu diesem Ergebnis kommen Mediziner aus Neuseeland in einer Meta-Analyse im Lancet (2013; doi: 10.1016/S0140-6736(13)61647-5).

Die regelmäßigen Medienberichte über einen Vitamin D-Mangel weiter Bevölkerungs­kreise und vielleicht auch das schlechte Gewissen, sich zu wenig im Freien aufzuhalten, verleiten immer mehr Menschen, Vitamin D-Präparate einzunehmen. In Neuseeland sollen inzwischen mehr als die Hälfte aller über 50-Jährigen eine Selbstmedikation betreiben – in der Regel ohne Hinweis auf einen Vitaminmangel. Dies bewog Ian Reid von der Universität Auckland, die Daten von 23 Studien mit 4.082 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 59 Jahren zur Primärprävention mit Vitamin D in einer Meta-Analyse auszuwerten.

Endpunkt war die Veränderung der Knochenmineraldichte als Biomarker für eine beginnende Osteoporose. Da in den Studien Knochendichtemessungen an unterschiedlichen Stellen (Lendenwirbelsäule, Oberschenkelhals, Hüfte, Trochanter, Vorderarm oder Gesamtkörper) vorgenommen wurden, konnte Reid 70 Analysen durchführen, von denen sechs möglicherweise einen Vorteil der Vitamin D-Substitution, zwei eine Schädigung und die übrigen keinen Effekt feststellten.

Am Ende blieb nur eine leichte präventive Wirkung am Oberschenkelhals übrig, die Reid infolge der hohen Heterogenität der Ergebnisse jedoch als statistisches Artefakt deutet. Ein Effekt war auch nicht in der Subgruppe der Probanden mit einem relativen Vitamin-D-Mangel (25­Hydroxy-Vitamin D unter 50nmol/l) erkennbar, und auch Probanden, die zusätzlich Kalzium einnahmen, wie dies von Osteologen heute empfohlen wird, konnten ihre Knochendichte nicht erhöhen.

Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Dauer der Prophylaxe von zwei Jahren vielleicht nicht ausgereicht hat, um einen Effekt zu erzielen. Außerdem ist die Knochen­dichte nur ein ungenauer Surrogatmarker für das Risiko von Knochenbrüchen, deren Vermeidung das Ziel der Prophylaxe ist. Dass die Meta-Analyse einen Nutzen nicht beweisen kann, bedeutet deshalb nicht, dass er nicht vorhanden ist. Eine medizinische Evidenz ist jedoch mangels langfristiger Studien nicht bekannt.

Die meisten Experten, darunter auch Reid, raten bei einem ausgeprägten Mangel zu einer Substitution, die dann allerdings stets zusammen mit Kalzium erfolgen sollte. Die Hauptwirkung von Vitamin D besteht in der Resorption von Kalzium über den Darm. Vitamin D kann bekanntlich auch in der Haut gebildet werden. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung reicht die Stärke der Sonnenbestrahlung von März bis Oktober für eine ausreichende körpereigene Bildung von Vitamin D aus.

Dabei ist ein Aufenthalt von 5 bis 25 Minuten pro Tag mit unbedecktem Gesicht, Händen und Teilen von Armen und Beinen in der Sonne ausreichend, um genügend Vitamin D zu bilden und ausreichende Speicher für die Wintermonate anzulegen. Ein Besuch im Solarien ist übrigens kein Ersatz, da die Lampen die für die Vitamin D-Bildung notwendige UVB-Strahlung nicht oder nur zu einem geringen Anteil abstrahlen. © rme/aerzteblatt.de

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