Osteoporose: Symptome, Therapie, Vorbeugung - NetDoktor.de

2022-11-07 15:44:10 By : Mr. jim wong

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.

Osteoporose (Knochenschwund) ist eine Skeletterkrankung, bei der sich die Knochensubstanz verstärkt abbaut. Dadurch werden die Knochen immer instabiler und brüchiger. In Deutschland leiden Millionen Menschen daran, besonders ältere Frauen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Ursachen, Symptome, Therapie und Vorbeugung der Osteoporose!

Das Skelett dient als Stütze unseres Körpers, dem Schutz wichtiger Organe sowie als Speicherorgan für Mineralstoffe. Auch die Blutbildung findet hier statt.

Die Knochen bestehen aus einem "Gerüst", das ihnen Form und Stabilität verleiht (Matrix), und verschiedenen Mineralstoffen, die in diese eingelagert werden (vor allem Kalzium und Phosphat). Das macht sie dichter und stabiler. Um sich wechselnden Bedingungen anzupassen, befinden sich die Knochen in einem ständigen Auf- und Ab- oder Umbau.

Es gibt Zellen, die für den Aufbau der Knochen zuständig sind (Osteoblasten) und Zellen, die die Knochensubstanz abbauen und die darin enthaltenen Mineralstoffe freisetzen (Osteoklasten). Auf- und Abbau befinden sich ungefähr im Gleichgewicht, verschieben sich aber bei Bedarf in die eine oder andere Richtung.

Wird beispielsweise im Wachstum oder durch vermehrte Beanspruchung bei Sport oder Arbeit ein stabilerer Knochen benötigt, überwiegen Prozesse, die den Knochen aufbauen. Bei mangelnder Beanspruchung überwiegt der Knochenabbau, zum Beispiel bei Patienten, die lange bettlägerig sind.

Auch bei einem Kalziummangel – sei es durch Mangelernährung oder nach einer Schwangerschaft durch das Bereitstellen von Milch für das Neugeborene – überwiegen mitunter die knochenabbauenden Prozesse, um Kalzium aus der Knochensubstanz verfügbar zu machen.

Bis ungefähr zum 35. Lebensjahr wird normalerweise insgesamt mehr Knochenmasse aufgebaut als abgebaut. Ab dem 35. Lebensjahr überwiegt dann allmählich der Knochenabbau und beschleunigt sich mit dem Alter. So verlieren gesunde, ältere Menschen pro Jahr etwa 0,5 bis ein Prozent ihrer Knochenmasse.

Auch andere Einflüsse, wie Bewegungsmangel, hormonbedingte Erkrankungen oder bestimmte Medikamente, bewirken häufig, dass der Knochenaufbau gehemmt und/oder der Knochenabbau gefördert wird.

Schwindet die Knochenmasse unter ein bestimmtes Maß, entsteht Osteoporose. Die Patienten verlieren im Extremfall pro Jahr bis zu sechs Prozent ihrer Knochenmasse.

Osteoporose tritt meist im höheren Alter auf. Dabei zeigt sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Etwa jede dritte Frau nach den Wechseljahren und jeder fünfte ältere Mann leiden unter Knochenschwund.

Fast alle Patienten (95 Prozent) haben eine sogenannte primäre Osteoporose: Sie entsteht entweder durch den Östrogenmangel nach den Wechseljahren (bei Frauen) oder durch den erhöhten Knochenabbau im höheren Alter (beide Geschlechter).

Nur bei wenigen Osteoporose-Patienten (etwa fünf Prozent) ist der Knochenschwund die Folge von anderen Erkrankungen oder von Medikamenten (sekundäre Osteoporose). Hier sind mehr als die Hälfte der Betroffenen Männer.

Bei jungen Menschen tritt Osteoporose äußerst selten auf, Ärzte sprechen dann von juveniler Osteoporose. Hier handelt es sich entweder um eine primäre Osteoporose unbekannter Ursache (idiopathische Osteoporose) oder um eine sekundäre Osteoporose im Zuge der Einnahme bestimmter Medikamente.

Osteoporose entwickelt sich meist langsam. Anfangs haben Betroffene daher im Allgemeinen keine Beschwerden. Erst im weiteren Verlauf treten Schmerzen auf, beispielsweise im Rücken oder den Beinen – insbesondere am Knie. Sie werden oft nicht als erste Osteoporose-Symptome erkannt.

Bei einigen Patienten macht sich die Osteoporose durch Knochenbrüche bemerkbar: Oft sind sie die Folge von unscheinbaren Verletzungen. So zieht unter Umständen schon ein kleiner, harmloser Sturz einen Unterarmbruch nach sich. Auch spontane Knochenbrüche ohne erkennbaren Anlass sind mögliche erste Osteoporose-Symptome.

Im fortgeschrittenen Stadium der Osteoporose treten diese vermehrt auf. Als typische Osteoporose-Symptome entpuppen sich oft hüftnahe Knochenbrüche (wie Oberschenkelhalsfraktur), Brüche des Ober- und Unterarmes sowie der Wirbelkörper (Wirbelkörperfraktur).

Sind Knochen der Wirbelsäule (Wirbelkörper) durch Osteoporose geschädigt, sacken sie unter dem Gewicht des Körpers oder bei Einwirkung geringer, mechanischer Kräfte langsam in sich zusammen (Sinterungsfraktur). Dabei bleibt in der Regel der hintere Teil des Wirbels erhalten, während der vordere Teil weg bricht.

Dadurch bildet sich ein Keilwirbel, häufig auch bei mehreren, direkt übereinander liegenden Wirbelkörpern. In der Folge krümmt sich die Wirbelsäule zunehmend nach vorne. Der Bauch wölbt sich nach vorne ("Osteoporose-Bäuchlein"), und es entsteht ein Rundrücken oder "Witwenbuckel".

Durch das Nachgeben der Wirbelkörper nimmt zudem die Körpergröße ab, dies macht mitunter mehrere Zentimeter aus.

Da das Rückenmark meist nicht geschädigt wird (es befindet sich im hinteren Teil des Wirbels, der meist erhalten bleibt), kommt es in der Regel nicht zur Querschnittslähmung oder anderen neurologischen Ausfallerscheinungen.

Wirbelkörperbrüche durch eine zugrundeliegende Osteoporose verursachen zwar chronische Schmerzen, diese werden aber zusammen mit dem Verlust der Körpergröße und veränderter Haltung häufig als normale Alterserscheinungen betrachtet. Sie bleiben daher oft unerkannt und unbehandelt.

Auch akute Wirbelkörperbrüche sind mögliche Anzeichen für Osteoporose. Im Gegensatz zu schleichenden Brüchen gehen diese mit erheblichen, akuten Schmerzen einher. Zudem ist die Beweglichkeit im Alltag deutlich eingeschränkt.

Oberschenkelhalsbrüche zählen zu den schwerwiegendsten Komplikationen bei Osteoporose. Symptome wie heftige Schmerzen im Hüftgelenk sowie eine Fehlstellung des betroffenen Beins weisen auf eine solche Oberschenkelhals-Fraktur hin. Außerdem ist es Betroffenen nicht mehr möglich, das betroffene Hüftgelenk zu belasten.

Larissa Melville absolvierte ihr Volontariat in der Redaktion von NetDoktor.de. Nach ihrem Biologiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München lernte sie die digitalen Medien zunächst bei Focus online kennen und entschied sich dann, den Medizinjournalismus von Grund auf zu erlernen.

Mit jedem Knochenbruch erhöht sich das Risiko für weitere Frakturen. Außerdem schwinden im Alter die Muskel- und Sehkraft, auch der Hör- und Gleichgewichtssinn werden schwächer.

Aus Angst vor erneuten Brüchen werden Osteoporose-Patienten oft unsicher, ängstlich beim Gehen und stützen sich häufig ab. Das beeinträchtigt das Gleichgewicht, was die Sturzgefahr zusätzlich verschärft. So erhöht sich das Risiko für Knochenbrüche noch weiter.

Die Betroffenen geraten in einen Teufelskreis aus Angst und Unsicherheit, erhöhter Sturzgefahr und neuen Knochenbrüchen, welche die Angst weiter entfachen.

Während die Zähne selbst nicht aus Knochen bestehen, ist der Kiefer als deren Halteorgan durchaus in vielen Fällen von Osteoporose betroffen. Neuere Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Osteoporose, Zahnfleischrückgang und Entzündungen des Zahnbetts ("Parodontitis") hin, die Ursache dafür ist aber noch nicht abschließend geklärt.

Die Erkrankung des Zahnhalteapparates erhöht unter Umständen das Risiko für lockere oder ausfallende Zähne. Auch die Befestigung von Zahnprothesen wird durch einen destabilisierten Kieferknochen erschwert.

In der Regel zeigen sich Symptome der Osteoporose zuerst an anderen Stellen, wie Wirbelkörpern, Hüfte und Becken. Für einen entsprechend ausgebildeten Zahnarzt sind Hinweise auf Veränderungen am Kieferknochen unter Umständen auf Röntgenaufnahmen zu erkennen. Bei einem entsprechenden Verdacht überweist der Zahnarzt den Patienten zur weiteren Diagnostik.

Viele Betroffene fragen sich, was sich gegen die Osteoporose tun lässt oder was dagegen hilft. In der Regel setzt sich die Osteoporose-Therapie aus mehreren Bausteinen zusammen. Sie wird dabei individuell an den Patienten angepasst.

So berücksichtigt der Arzt bei der Therapieplanung unter anderem, wodurch der Knochenschwund ausgelöst wurde und wie ausgeprägt er ist.

Die Osteoporose-Therapie ohne Medikamente – und deren mögliche Nebenwirkungen – umfasst ausreichende Bewegung und die richtige Ernährung.

Ebenfalls wichtig ist eine Sturzvorbeugung: Osteoporose-Patienten brechen sich leicht die Knochen. Hier einige Tipps, um die Gefahr von Stürzen und Unfällen zu verringern:

Vermeiden Sie Untergewicht. Verzichten Sie auf Nikotin, Alkohol und übermäßigen Koffein-Genuss. Achten Sie im Alltag auf ein rückenschonendes Verhalten (zum Beispiel aufrechte Sitzposition, regelmäßiger Wechsel der Sitzhaltung, kein Tragen schwerer Lasten, keine gebückte Haltung bei der Hausarbeit, Austausch durchgelegener Matratzen).

Außerdem ist es hilfreich, sich einer Selbsthilfegruppe für Osteoporose-Patienten anzuschließen. Solche Gruppen bieten Rat, Hilfe und Austausch mit anderen Patienten.

Bei sekundärer Osteoporose als Folge einer anderen Erkrankung (wie Schilddrüsenüberfunktion) wird diese Grunderkrankung behandelt. Anderenfalls bringt die Osteoporose-Therapie womöglich nicht den gewünschten Erfolg.

Haben bestimmte Medikamente eine sekundäre Osteoporose ausgelöst, empfiehlt es sich, möglichst auf Präparate umzusteigen, die sich weniger negativ auf die Knochendichte auswirken. Empfohlen wird dies beispielsweise bei Frauen, die aufgrund von Typ-2-Diabetes mit Glitazonen behandelt werden.

Mit regelmäßiger Bewegung wird dem Knochenschwund vorgebeugt, gleichzeitig wird er behandelt. Dabei ist es sehr wichtig, die richtige Bewegungsform beziehungsweise Sportart auszuwählen.

Als erstes gilt: Bei der Osteoporose-Therapie ist kein Leistungssport nötig! Eine effiziente Osteoporose-Behandlung fängt zum Beispiel schon damit an, dass Sie regelmäßig spazieren gehen. Das fördert den Knochenaufbau und hemmt den Knochenabbau.

Schon leichtes Lauftraining wie Jogging oder Walking ist sehr effektiv. Sportarten wie Yoga und Thai-Chi fördern zusätzlich den Gleichgewichtssinn und helfen somit, Stürze zu vermeiden. Auch Sport auf einem Trampolin erhöht Gleichgewicht und Beweglichkeit.

Schwimmen ist ebenfalls als Osteoporose-Therapie zu empfehlen. Zweimal pro Woche eine halbe Stunde Rücken- oder Brustschwimmen sind ideal. Dabei werden auch noch andere Muskelgruppen trainiert als beim Spazierengehen, beispielsweise die Rückenmuskulatur.

Außerdem eignen sich Wassergymnastik und leichtes Krafttraining zur Therapie der Osteoporose.

Gymnastik außerhalb des Schwimmbeckens sowie einfache Osteoporose-Übungen lassen sich selbstständig zu Hause machen. Auch hier erzielen Sie bereits mit einer halbstündigen Trainingseinheit zweimal pro Woche gute Effekte. Tipps für geeignete Übungen erhalten Sie zum Beispiel beim Arzt, Sportmediziner oder in einer speziellen Sportgruppe für Osteoporose-Patienten.

Generell gilt: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Bewegungsform und/oder Sportart sowie welche Trainingsintensität in Ihrem Fall am sinnvollsten sind, und erstellen Sie mit ihm oder einem Physiotherapeuten einen individuellen "Knochen"-Trainingsplan.

Zu jeder Osteoporose-Therapie gehört neben ausreichender Bewegung die richtige Ernährung. Hier die wichtigsten Tipps dazu:

Ernähren Sie sich ausgewogen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Körper mit ausreichend Kalzium versorgen. Der Mineralstoff ist wichtig für gesunde, starke Knochen.

Ernährungsexperten empfehlen Erwachsenen, ihrem Körper pro Tag 1.000 Milligramm Kalzium über die Nahrung zuzuführen. Es steckt vor allem in Milchprodukten, ist aber auch in grünen Gemüsesorten wie Spinat und Brokkoli sowie in einigen Mineralwasser-Sorten enthalten. Einigen Lebensmitteln wird außerdem Kalzium zugesetzt, zum Beispiel Säften.

Bei bestimmten Patienten lässt sich nicht sicherstellen, dass sie über die Ernährung ausreichend Kalzium aufnehmen. Dann verschreibt der Arzt zusätzlich Kalzium-Präparate zum Einnehmen.

Neben Kalzium ist Vitamin D sehr wichtig für eine gesunde Knochenstruktur: Es sorgt dafür, dass der Körper Kalzium aus dem Darm aufnimmt und in die Knochen einbaut. Gute Nahrungsquellen für Vitamin D sind fettreicher Fisch, Eier, Butter und Milch.

Oft verschreiben Ärzte bei Osteoporose Vitamin-D-Präparate, um die ausreichende Versorgung sicherzustellen. Sinnvoll sind solche Präparate besonders bei Patienten mit hohem Risiko für Stürze oder Knochenbrüche, die wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Die Tagesdosis liegt bei 800 bis 1.000 internationalen Einheiten (IE) an Vitamin D3.

Für feste Knochen braucht es außerdem Phosphat, allerdings im richtigen Verhältnis zur Kalziumzufuhr. Ein Überschuss an Phosphat bindet nämlich Kalzium, sodass es nicht mehr in die Knochen eingebaut wird. Phosphatreiche Lebensmittel und Getränke wie Fleisch, Wurst, Schmelzkäse und Limonaden gilt es deshalb zu meiden.

Phosphate sind in der Zutatenliste auf Lebensmittel- und Getränkepackungen an den Nummern E 338-341 und E 450 zu erkennen.

Mithilfe von UV-Licht wird in der Haut Vitamin D hergestellt. Mit dieser Eigenproduktion deckt der Körper sogar den größten Teil seines Bedarfs ab. Deshalb empfiehlt es sich, die Haut regelmäßig der Sonne auszusetzen.

Im Sommer verbringen Sie idealerweise täglich fünf bis 15 Minuten in der Sonne, im Frühling und Herbst zehn bis 25 Minuten. Es genügt, wenn Sie Gesicht und Hände der Sonne aussetzen, je nach Temperatur lassen Sie sie zusätzlich auf die unbedeckten Arme und Beine einwirken.

Wenn Osteoporose-Patienten ein hohes Risiko für Knochenbrüche haben, verschreibt der Arzt zusätzlich eine medikamentöse Osteoporose-Therapie. Folgende Wirkstoffe stehen dabei zur Verfügung:

Bisphosphonate:Bisphosphonate hemmen die Wirkung der Knochen-abbauenden Osteoklasten. Sie verhindern dadurch einen übermäßigen Knochenabbau und stärken die noch vorhandene Knochenmasse. Diese Medikamente sind in der Regel gut verträglich, bei Patienten mit Nierenerkrankungen wird ihr Einsatz aber genau abgewogen und gut überwacht.

Bisphosphonate sind in Tablettenform, als Infusion und Spritze (Injektion) erhältlich.

Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM):Sie binden an speziellen Andockstellen (Rezeptoren), die eigentlich für Östrogene bestimmt sind. SERM beeinflussen die Knochen auf- und abbauenden Zellen (Osteoblasten und Osteoklasten) und verschieben das Gleichgewicht zu Gunsten des Knochenaufbaus beziehungsweise der Erhaltung der Knochenmasse.

Nebenwirkungen sind unter anderem Vaginalblutungen und Hitzewallungen. SERM werden bei bekannten Herz-Kreislauf- oder Gefäßerkrankungen mit Vorsicht und nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingesetzt. Sie werden in Tablettenform angeboten.

Teriparatid: Ein Abkömmling des körpereigenen Hormons Parathormon, das in der Nebenschilddrüse produziert wird. Teriparatid fördert den Knochenaufbau und die Bildung neuer Knochenstrukturen durch Anregung der Osteoblasten.

Bei Erkrankungen der Nebenschilddrüse, Knochenkrebs und bekannten Störungen des Kalziumhaushalts ist bei seinem Einsatz Vorsicht geboten. Teriparatid wird über eine Spritze verabreicht.

Denosumab: Denosumab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper. Er greift in den Knochenstoffwechsel ein und hemmt die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten). Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören Überempfindlichkeits- und Hautreaktionen und erhöhte Cholesterinspiegel.

Im Zuge der Therapie kommt es in einigen Fällen zu Kalziummangel, daher wird vor der Behandlung gegebenenfalls der Kalziumspiegel aufgestockt. Denosumab wird dem Patienten gespritzt.

Bisphosphonate und monoklonale Antikörper führen in seltenen Fällen zu Knochensubstanzverlust (Osteonekrose) am Kiefer. Auch deshalb ist ein Gespräch mit Ihrem Zahnarzt und eventuell notwendige Zahnbehandlungen (zum Beispiel das Ziehen erkrankter Zähne) vor einer Osteoporose-Therapie sinnvoll. Er berät außerdem bezüglich Maßnahmen, mit denen sich der Knochenschwund im Kiefer wahrscheinlich stoppen lässt.

Bisphosphonate und die Antikörper stehen außerdem im Verdacht, mit atypischen Oberschenkelfrakturen in Verbindung zu stehen.

Bis 2017 wurde außerdem Strontiumranelat gegen Knochenabbau verschrieben. Allerdings kam es zu teilweise lebensbedrohlichen Nebenwirkungen. Der Hersteller nahm das Präparat schließlich vom Markt.

Im Einzelfall werden weitere Wirkstoffe zur Osteoporose-Therapie eingesetzt wie etwa weibliche Sexualhormone oder Calcitonin.

Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac, werden häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt. Gegen stärkste Schmerzen helfen eventuell auch sogenannte Opiate. In einigen Fällen sind weitere Maßnahmen sinnvoll, zum Beispiel muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxanzien).

Gegen Osteoporose-Schmerzen helfen oft physikalische Therapiemaßnahmen. Dazu zählen beispielsweise Kälte- oder Wärmebehandlungen sowie Massagen. Bei einigen Patienten lassen sich die Beschwerden damit ausreichend lindern, bei anderen ergänzen sie die Behandlung mit Schmerzmitteln.

Auch Akupunktur soll Schmerzen bei Osteoporose lindern. Allerdings gibt es bisher keine soliden wissenschaftlichen Anhaltspunkte für eine zuverlässige Wirksamkeit dieser Heilmethode bei Osteoporose.

Bei länger anhaltenden Schmerzen infolge von Wirbelkörperbrüchen hat der Arzt die Möglichkeit, dem Patienten ein halbelastisches Mieder zu verschreiben.

Bei Wirbelkörpereinbrüchen ist mitunter ein operativer Eingriff sinnvoll.

Bei der sogenannten Vertebroplastie bringt der Chirurg Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper ein. Dieser wird dadurch stabilisiert. Bei einer Kyphoplastie wird der Wirbelkörper zuerst mit einem kleinen Ballon auf gedehnt. Das richtet den Knochen etwas auf und erleichtert zudem das Einbringen von Zement.

Andere Knochenbrüche infolge von Osteoporose werden unter Umständen ebenfalls operiert. Beispielsweise erhalten Patienten nach einem Oberschenkelhalsbruch bei Bedarf ein künstliches Hüftgelenk.

Prinzipiell werden zwei Gruppen von Osteoporose unterschieden: die primäre Osteoporose und die viel seltenere sekundäre Osteoporose.

Die primäre Osteoporose tritt bei Frauen nach den Wechseljahren und bei beiden Geschlechtern im höheren Alter auf:

Der Knochenschwund nach den Wechseljahren (postmenopausale Osteoporose) ist hormonell bedingt.

Die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) regulieren die Bildung und Wirkung von Calcitonin und Vitamin D. Diese beiden Hormone sind für den Knochenaufbau wichtig. In den Wechseljahren geht die Östrogenproduktion zurück. Das ist der Grund, warum viele Frauen nach der letzten Regelblutung (Menopause) Knochenschwund entwickeln.

Auch bei Männern sind die Sexualhormone (wie Testosteron) für den Knochenstoffwechsel wichtig. Die Testosteronproduktion nimmt aber nicht in gleichem Maße ab, wie die Östrogenproduktion bei Frauen entsprechenden Alters. Deshalb ist Osteoporose bei Männern seltener als bei Frauen.

Im höheren Alter verliert jeder Mensch zunehmend an Knochenmasse. Das begünstigt unabhängig vom Geschlecht einen "Knochenschwund". Mediziner sprechen hier von seniler Osteoporose.

Insgesamt fördern verschiedene Risikofaktoren die Entstehung der Osteoporose:

Im Unterschied zur primären Osteoporose ist die sekundäre Osteoporose die Folge anderer Erkrankungen oder deren Behandlung (Medikamente).

So wird eine sekundäre Osteoporose zum Beispiel durch einen erhöhten Kortison-Spiegel im Körper verursacht. Dieser entsteht entweder durch Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder durch eine Langzeittherapie mit Kortison.

Auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) löst in einigen Fällen Osteoporose aus: Der Überschuss an Schilddrüsenhormonen beschleunigt den Stoffwechsel und begünstigt den Knochenabbau.

Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüse kommt es ebenfalls oft zu Osteoporose. Dabei wird zu viel Parathormon ausgeschüttet, welches Kalzium aus den Knochen herauslöst und somit deren Abbau fördert.

Weitere sekundäre Osteoporose-Ursachen sind:

Bei der transienten Osteoporose (Knochenmarksödem-Syndrom) handelt es sich um eine reversible, vorübergehende Sonderform der Osteoporose.

Betroffen sind meist Männer mittleren Alters, manchmal auch Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel.

Ihre Ursache ist unbekannt, diskutiert werden Durchblutungsstörungen im Knochen, Überlastungen der Hüftgelenke und Traumata (wie ein Sturz auf die Hüfte).

Die Patienten haben heftige Schmerzen, meist im Hüftgelenk. Zudem ist das Gelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt.

Unter vollständiger Entlastung des Gelenks heilt eine transiente Osteoporose in der Regel innerhalb mehrerer Monate von selbst aus. Schmerzen lassen sich mit Medikamenten wie Ibuprofen lindern.

Beim geringsten Verdacht auf Osteoporose wie einem Knochenbruch ohne erkennbaren Anlass (Spontanfraktur) suchen Sie am besten einen Arzt auf. Je frühzeitiger der Knochenschwund behandelt wird, desto eher lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.

Außerdem wird allen Menschen mit erhöhtem Knochenbruch-Risiko eine Osteoporose-Basisdiagnostik empfohlen. Sie besteht aus mehreren Teilen:

Als erstes erhebt der Arzt im Gespräch mit dem Patienten dessen Krankengeschichte(Anamnese).

Dabei erkundigt er sich nach dem allgemeinen Befinden und ob irgendwelche Beschwerden oder Einschränkungen im Alltag bestehen. Dazu zählen zum Beispiel Rückenschmerzen, Schwierigkeiten beim Treppensteigen, beim Heben schwerer Gegenstände oder Schmerzen bei längerem Gehen oder Laufen.

Wichtig für den Arzt sind auch Informationen über eventuelle Knochenbrüche oder Stürze in der Vergangenheit. Außerdem ist von Bedeutung, ob der Patient an einer Erkrankung leidet oder Medikamente einnimmt, die einen Knochenschwund begünstigen.

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei misst der Arzt Körpergröße sowie Gewicht des Patienten und vergleicht sie mit früheren Werten.

Mithilfe von Tests wird die körperliche Fitness und Mobilität überprüft. Ein Beispiel ist das "Timed-up-and-go"-Verfahren:

Dabei stoppt der Arzt die Zeit, die der Patient benötigt, um von einem Stuhl aufzustehen, drei Meter zu gehen, sich umzudrehen, zurückzugehen und sich wieder hinzusetzen. Er darf dabei eventuelle Gehhilfen verwenden, die er sonst im Alltag benutzt.

Braucht der Patient für die Aufgabe mehr als 30 Sekunden, ist er wahrscheinlich in seiner Mobilität beeinträchtigt. Dann besteht eine erhöhte Sturzgefahr.

Ebenfalls wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist der Osteoporose-Test durch die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie, DXA-Messung). Durch diese Messung wird mithilfe von niedrig-dosierten Röntgenstrahlen die Knochendichte an der Lendenwirbelsäule, am gesamten Oberschenkelknochen und am Oberschenkelhals bestimmt.

Die Messwerte (T-Werte) werden mit den typischen Mittelwerten in der jeweiligen Altersgruppe verglichen. Liegen diese "Osteoporose-Werte" 2,5 Einheiten oder mehr unter den alterstypischen Mittelwerten, lautet die Diagnose: Knochenschwund.

Insgesamt unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) je nach T-Wert der Knochendichtemessung vier Stadien beziehungsweise Schweregrade von Knochenschwund:

Eventuelle Knochenbrüche (Frakturen) lassen sich auf einem Röntgenbild erkennen. Bei Osteoporose kommt es unter anderem oft zu Wirbelkörperbrüchen. Sie entstehen durch ein einmaliges Ereignis (wie einen Sturz) oder sind die Folge langanhaltender, unterschwelliger mechanischer Einwirkungen.

Im zweiten Fall handelt es sich um schleichende Brüche. Sie bewirken, dass sich der betreffende Wirbelkörper verformt. Experten bezeichnen dies als Sinterung oder Kriechverformung. Dabei gilt: Je stärker die Verformungen, desto ausgeprägter die Osteoporose.

Feststellen lässt sich dies, indem die Wirbelkörperhöhen zwischen dem vierten Brustwirbelkörper und dem fünften Lendenwirbelkörper mittels Röntgenstrahlen vermessen werden. Der erhaltene Messwert (Wirbeldeformitätsscore) zeigt an, wie ausgeprägt die Osteoporose ist.

Auch Röntgenaufnahmen des Kiefers beim Zahnarzt liefern in einigen Fällen erste Hinweise auf osteoporotische Veränderungen. Sie ermöglichen jedoch allein keine Diagnose, sondern liefern lediglich einen Anhaltspunkt für die Notwendigkeit weiterführender Osteoporose-Diagnostik.

Im Rahmen der Osteoporose-Diagnostik wird das Blut des Patienten untersucht. Dabei wird ein Blutbild erstellt. Außerdem werden weitere Parameter bestimmt, beispielsweise Leber- und Nierenwerte sowie Kalzium- und Phosphatspiegel. Die Untersuchung dient vor allem dazu, mögliche Ursachen einer sekundären Osteoporose abzuklären.

Außerdem helfen die Blutwerte dem Arzt bei der Therapieplanung: Wenn zum Beispiel der Kalziumspiegel im Blut sehr niedrig ist, darf der Patient nicht mit bestimmten Osteoporose-Medikamenten behandelt werden.

Bei allen Menschen mit erhöhtem Knochenbruch-Risiko empfiehlt sich eine Osteoporose-Basisdiagnostik. Zu diesen Risikogruppen zählen generell Frauen und Männer ab dem 70. Lebensjahr.

Empfohlen wird eine Osteoporose-Abklärung zudem bei Menschen ab 50 Jahren bei verschiedenen Risikofaktoren für Osteoporose-bedingte Knochenbrüche. Dazu zählen zum Beispiel:

Außerhalb der Osteoporose-Basisdiagnostik ordnet der Arzt in bestimmten Fällen weitere Untersuchungen an. Gegebenenfalls sind eine Computertomografie (CT) oder eine Kernspintomografie (MRT) nötig, um andere mögliche Ursachen für die Beschwerden des Patienten auszuschließen. Diese bildgebenden Verfahren sind mitunter auch für die Therapieplanung wichtig, etwa wenn ein Knochenbruch zuerst genauer abgeklärt werden muss.

In seltenen Fällen entnimmt der Arzt eine Probe des Knochengewebes (Knochenbiopsie). Sie wird im Labor genauer untersucht. Das ist zum Beispiel hilfreich, wenn die anderen Untersuchungen nur einen unklaren Befund ergeben haben.

Informieren Sie sich hier, welche Untersuchungen bei dieser Erkrankung sinnvoll sein können:

Eine Osteoporose ist bislang nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, sie möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Denn ohne Behandlung schreitet eine Osteoporose immer weiter voran. Die Patienten leiden zunehmend unter Knochenschmerzen (etwa Rücken- oder Nackenschmerzen). Die Knochenbrüche häufen sich.

In schweren Fällen schränkt dies die Arbeitsfähigkeit ein und führt dann zu einem Anspruch auf Leistungen für eine Schwerbehinderung. Dies ist jedoch im individuellen Fall von den zuständigen Versorgungsämtern zu entscheiden.

Die Osteoporose ist an sich nicht tödlich, sie führt jedoch zu möglicherweise lebensbedrohlichen Komplikationen. Hier ist insbesondere der Oberschenkelhalsbruch zu nennen. Er zieht mitunter ernste Komplikationen und Folgeerkrankungen wie Nachblutungen und Wundheilungsstörungen nach sich.

Die notwendige Operation (wie der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks) birgt weitere Risiken für die Betroffenen. Viele der älteren Patienten sind danach nur noch eingeschränkt beweglich oder werden zum Pflegefall. Etwa zehn bis 20 Prozent aller Patienten mit Oberschenkelhalsbruch sterben an Folgeerkrankungen oder den Operationsrisiken.

Insgesamt werden insbesondere im höheren Alter die osteoporotischen Veränderungen zunehmend gefährlich, da sich viele Menschen dann nur noch schlecht von schwereren Brüchen erholen.

Zur Osteoporose Prävention minimieren Sie nach Möglichkeit die bekannten Risikofaktoren. Dazu zählen zum Beispiel ein Mangel an Bewegung, Kalzium und Vitamin D. Hier die wichtigsten Tipps:

Lesen sie hier alles zur Osteoporose-Prophylaxe!

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

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