Radiologie in Donaueschingen : Praxis investiert zwei Millionen Euro in Anbau - Donaueschingen & Umgebung - Schwarzwälder Bote

2022-11-07 16:18:28 By : Mr. julong su

Eine Investition im Umfang von zwei Millionen Euro schafft den Menschen auf der Südbaar einen Zugewinn in der medizinischen Versorgung. Für radiologische Untersuchungen werden in vielen Fällen beschwerliche Fahrten nicht mehr notwendig sein.

Donaueschingen - Blick ins Ärztezentrum an der Bahnhofstraße: Im zweiten Obergeschoss, über der ärztlichen Gemeinschaftspraxis, baut die bisher nur in Villingen an zwei Standorten ansässige Radiologenpraxis Rahn und Kollegen ihre Baar-Präsenz massiv aus: sowohl personell, wie auch bezüglich Betriebszeiten, Geräteausstattung und Untersuchungsmöglichkeiten.

Auf fast 250 Quadratmetern Fläche sind die Handwerker im Endspurt. Schwere und große Untersuchungsgeräte werden eingebaut, Kabel in Kabelschächten geordnet. Überall stehen Kisten, Werkzeug, Stolperfallen. Das Praxismobiliar für Empfang, Warteräume und Behandlungszimmer steht noch aus. Gleichwohl ist Marianne Rahn zuversichtlich, den Eröffnungstermin am 5. Juli einhalten zu können.

Für Kernspintomograph sind Decken zu schwach

Sie steht in einem staubfrei abgeriegelten Behandlungsraum, der eine der Neuerungen beherbergt. Die jetzt volldigitale Mammografie ist wieder verpackt. Zu riskant ist es, dass ihre Funktionsfähigkeit durch Baustellenschmutz beeinträchtigt werden könnte. "Schon in Villingen hatte wir viele Patienten aus dem Donaueschinger Raum", sagt die Ehefrau von Praxischef Wolfgang Rahn. Sie ist in dem 46-Mitarbeiter-Betrieb für das Praxis- und Projektmanagement zuständig. Unter diesen Patienten befänden sich überwiegend ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind. Da sei schon verständlich, dass es Murren gäbe darüber, wenn Patienten für eine nur eine Sekunden umfassende Bestrahlung mitunter sechsmal einbestellt werden würde.

Nun geht mit dem Umzug aus der veralteten und zu kleinen Praxis an der Herdstraße nicht nur ein Servicefortschritt, sondern auch ein lange gehegter Wunsch einher. Zur bestehenden, jetzt volldigitalen Mammografie, Röntgen und Ultraschall kommen nun ein Computertomograf und einen Röntgentiefenbestrahlung hinzu. Für eine Knochendichtemessung habe sie aber keinen Platz, bedauert Marianne Rahn und geht auf ein Grundproblem des Neustarts in Bahnhofsnähe ein: die Statik im Ärztehaus.

Die Decken im Gebäude sind zumindest für die Rahn-Flächen zu schwach. "Der Prüfstatiker hat uns vorgegeben, wo wir welches Gerät aufstellen müssen", sagt sie. Teils mussten sie direkt auf Rippenpunkten platziert werden. So änderte sich die Geräteanordnung und die Knochendichtemessung fiel aus dem Grundriss. Bedauerlicher aber, dass ein Kernspintomograph – von denen drei in Villingen zur Verfügung stehen – gar nicht denkbar gewesen wäre. "So einer wiegt samt Stahlabschirmungskäfig gut und gerne drei Tonnen.

Nähe zum Bahnhof ist sehr wichtig

Dabei hatten wir schon mit dem CT mit 500 Kilo Gewicht und der Strahlentherapie mit 350 Kilo Probleme". Auch wenn der neue, von acht statt bisher vier Mitarbeitern (davon jeweils einer der vier Ärzte im Team) betriebene Standort Donaueschingen seine Handicaps hat, legt Marianne Rahn großen Wert auf die Nähe zum Bahnhof, weil Patienten ohne Auto gut anreisen können. Der Neustart im Ärztehaus ist alles andere als eine spontane Entscheidung. Eigentlich vergingen über fünf Jahre zwischen Idee und Umsetzung. Denn Radiologen wie Ärzte allgemein können sich nicht nach eigenem Gutdünken vergrößern.

Man habe über Jahre immer einen Arzt zu wenig gehabt, um in Donaueschingen einen vollwertigen Standort zu betreiben, beschreibt Marianne Rahn eine lange unbefriedigende Situation. Als Nebenbetriebsstätte mit reduzierten Öffnungszeiten, wie bisher in der Herdstraße, hätte sich das Projekt wirtschaftlich nicht abbilden lassen. Die Rahns gingen einen anderen Weg. Begründet durch die steigende Patientenanfrage stellten sie einen Antrag auf Sonderbedarf. Dem wurde nun stattgegeben. Rechtlich handelt es sich bei den Räumen an der Bahnhofstraße um eine Auslagerung der Betriebsstätte in der Doppelstadt.

Positiv sieht die Veränderung Oberbürgermeister Erik Pauly. Sie stelle einen großen Gewinn für den Gesundheitssektor der Stadt dar, wovon sowohl die Donaueschinger, als auch die Bürger der Umlandgemeinden profitierten. Erfreulich sei die Gesamtlage. "Donaueschingen verfügt über eine gute Infrastruktur der Gesundheitsbranche und kann eine ausgewogene Kliniklandschaft, eine gute Ärzteversorgung an Fachärzten und Ärzten für die Allgemeinmedizin sowie ein gutes Angebot an Alternativmedizin und Physiotherapie vorweisen", so Pauly.

Info: Planungsbereiche für Radiologen

"Der Planungsbereich Schwarzwald-Baar ist für Radiologen derzeit gesperrt, das heißt, es können sich keine weiteren Radiologen neu niederlassen", meinte Martina Troescher, Pressereferentin der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg auf Anfrage. Übrigens seien aktuell in ganz Baden-Württemberg die Planungsbereiche für Radiologen gesperrt. In gesperrten Gebieten dürfen sich Ärzte und Psychotherapeuten, die gesetzlich Versicherte behandeln möchten, nur neu niederlassen oder anstellen lassen, wenn sie die Praxis eines Vorgängers übernehmen. Nach der Zulassungsverordnung für Vertragsärzte kann der Vertragsarzt neben seinem Vertragsarztsitz an weiteren Orten nach Genehmigung durch die Kassenärztliche Vereinigung tätig werden, also Sprechstunden anbieten. Voraussetzung sei allerdings, dass sich so die Versorgung der Versicherten am Ort der Zweigpraxis verbessert.